Kulturinitiative Hängnichrum, das steht für mittlerweile 25 Jahre intelligente Unterhaltung und kulturelle Vielfalt, für über zweihundert Veranstaltungen, für Hunderte von Künstlern aus der Region oder auch von ganz weit weg, für Nachwuchskünstler wie für internationale Spitzenklasse Kurz: für ganz viele unvergessliche und intensive Veranstaltungen.
Entstanden aus einem Mangel, nämlich der an kultureller Vielfalt auf dem Lande, entschlossen sich Ende der 80er Jahre Jahren eine Handvoll junger Frauen und Männer, das zu ändern und etwas gegen das vielbeobachtete ´Rumhängen zu tun. Und so begann man, Veranstaltungen zu organisieren, die die 2.000-Seelen-Gemeinde Berkatal – idyllisch gelegen im nordhessischen Meißnervorland zwischen Eschwege, Witzenhausen und Bad Sooden-Allendorf –, aber bisweilen auch die gesamte Region bis dahin nicht gesehen hatten.
Schon bald fanden lebhafte Aktionen zwischen Punk, Rock, Reggae, Lesungen, Kabarett und Theater statt. Und zwar mit Künstlerinnen und Künstlern aus nah und fern. Und nicht selten auch ganz fern. Das war ziemlich neu, denn sieben Kilometer von der ehemaligen Grenze im sogenannten „Zonenrandgebiet” gaben sich bis dahin zwar Fuchs und Hase, weniger aber Künstler aus der halben Welt die Klinke in die Hand.
Aber nicht nur Veranstaltungen standen auf dem Programm, auch das politische Engagement blieb nicht aus. Und so fand sich Hängnichrum beispielsweise auf Tagungen zum Thema Dorferneuerung und Regionalentwicklung wieder. Um zu zeigen, dass Impulse für die Region sehr wohl von jungen Menschen aus der Region kommen können. Aus der kleinen Privatinitiative und dem kleinen verschworenen Häuflein wurde bald darauf auch ein Verein, der aktuell circa 20 Aktive zwischen 5 und 55 Jahren umfasst. Weil sich auch der Nachwuchs einstellte. Und zwar auch in Form junger Menschen, die sich ebenfalls in ihrer Freizeit engagieren, um Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.
Und das auf einem qualitativ hohem Niveau. Denn damit alle Beteiligten – nämlich Künstler, Publikum und wir – ihren Spaß haben, sind viele Vorarbeiten notwendig. Und zwar nicht nur im eigentlichen Veranstaltungsbereich, wo uns nichts auf die Bühne kommt, was uns selber nicht überzeugt. Sondern auch in solch „beliebten” Bereichen wie Buchhaltung, Steuerrecht, GEMA, Künstlersozialkasse, Antrags- und Abrechnungswesen, Licht- und Tontechnik etc. Und so bauten sich im Laufe der Jahre viele Qualitäten und Kompetenzen auf, so dass bei so manch einem eine berufliche Wendung daraus wurde. Und bei einigen anderen vielleicht auch noch wird.
Apropos Beruf: Noch immer arbeitet die Kulturinitiative Hängnichrum ausschließlich ehrenamtlich. Und das vollkommen freiwillig. Nichtsdestotrotz bleibt ein großes Problem: Qualifizierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze auf dem Land sind rar gesät. Und so stellt sich nach der Schule fast immer wieder dieselbe Frage: „Was nun?” Und vor allem: „Wo?” Kein Wunder also, dass ein nicht geringer Teil der Hängnichrums ausbildungs- oder berufsbedingt über halb Deutschland verstreut ist. Um dann immer wieder zu Veranstaltungen, Aktionen oder Mitgliederversammlungen in die Heimat zurückzukehren. Kultur kann viele Brücken schaffen.
Und so ist Hängnichrum Sammelbecken und Anlaufstelle für Noch-, Wieder-, Immer- oder Zwischenzeit-Landbewohner. Für alle, die Lust auf intelligente Unterhaltung oder eigene Aktivitäten haben. Wobei das Spektrum breit gefächert ist und von eher leichter Comedy-Kost bis hin zu inhaltlich anspruchsvollen Veranstaltungen zu gesellschaftlich relevanten Themen reicht. Und das –fast – immer an unserem absoluten Lieblingsspielort, dem alten Jahrhundertwendesaal der Kneipe Öx, unserem kongenialen Kooperationspartner und Unterstützer der ersten Stunde. Diese schönen und nicht alltäglichen Rahmenbedingungen und das Ambiente wissen auch unsere Künstler zu schätzen, die immer wieder gerne zu uns kommen. Und natürlich zu unserem zahlreichen und treuen Publikum, das die Künstler, sich selber und auch uns immer wieder begeistern kann.